
Von der Baja sind wir mit einer Fähre über Nacht aufs Festland übergesetzt. Man kann sich nicht vorstellen, wie viele LKW die Mexikaner auf eine Fähre quetschen! Die Nacht war aber deutlich angenehmer als gedacht. Da die Besatzung wusste, dass wir in unserem Auto schlafen wollen, haben sie uns oben aufs Deck geladen, und so konnten wir zumindest ein klitzekleines bisschen Wind einfangen.
Kaum in Sinaloa angekommen, wurden Bekannte von uns, die direkt hinter uns fuhren, von der Polizei aufgehalten, da sie ihren Hund am Schoß hatten. Der Polizist war natürlich felsenfest davon überzeugt, dass das ein Vergehen erster Güte ist und 100 US-Dollar kosten muss. Letztendlich konnten wir die Situation mit umgerechnet 25 Euro, übergeben im Handschlag, lösen. Bestechung gehört hier einfach viel mehr dazu als in Deutschland und wenn man immer freundlich bleibt, dann sind auch solche Situationen eigentlich mehr spaßig und spannend als stressig.
Seitdem wir auf dem Festland sind, sind wir wieder viel mehr in Städten (auf der Baja gab es mangels Leuten einfach kaum welche): Bisher Mazatlán, Guadalajara, Morelia, Puebla, Oaxaca und San Cristóbal de las Casas. Und sie sind so schön! Die Kolonialisierung sollte man sicher nicht verherrlichen, aber wenn man schon kolonialisiert wird, dann sollte man auf Spanien hoffen! Gerade in Guadalajara und Morelia hat man das Gefühl, mitten in Spanien zu sein, so ähnlich sind die Architektur und die Atmosphäre.










Und es wäre nicht Mexiko, wenn nicht jeden Tag etwas anderes in der Stadt los wäre: Fest des Tourismus, an dem der Bürgermeister mit der Karnevalskönigin winkend durch die Stadt läuft, kostenlose Salsastunden im Park, eine Großdemo, Markt (es ist eigentlich immer irgendwo Markt), und und und…













Aber auch landschaftlich hat das Festland Highlights, und eins davon sind sicher die Vulkane Popocatépetl und Iztaccihuatl. Ersterer ist der aktivste Vulkan Mexikos und leider auch eine Bedrohung für 30 Millionen Menschen. Ihn kann man deshalb derzeit auch nicht besteigen, seinen Nachbarn aber schon. Da man weiter oben über Eis gehen müsste, haben wir uns entschieden, nur im unteren Bereich zu wandern. Bei 4400 Metern war dann auch Schluss, da sonst neben dem Popocatepétl, der währenddessen immer Rauchwolken ausgestoßen hat, auch Julis Kopf explodiert wäre. Es war eine total faszinierende Erfahrung, wie viel anstrengender alles auf dieser Höhe ist! So langsam ist man und doch ist es wahnsinnig kräfteraubend.




Ein letztes Mal sind wir an den Pazifik gefahren und der Flori konnte die grandiosesten Wellen der Reise surfen. Hier ist uns dann auch aufgefallen, dass unser Hunting Joe quietscht. Die unzähligen Huckel, die die mexikanischen Straßen zur Geschwindigkeitsreduktion zieren, haben die Auflagestrebe unserer Pritsche durchgenackelt. In Deutschland wäre wohl die gängige Lösung, das Teil teuer zu ersetzen, hier aber natürlich nicht. Weder gibts das Teil so schnell in dem kleinen Küstenort, noch sehen die Mechaniker das Bedürfnis dazu. Letztendlich haben 5 Mechaniker das Teil in 6 Stunden wieder geschweißt und das ganze für unter 100 Euro. Bis jetzt hält’s (Toi, toi, toi)!











Anschließend stand noch Chiapas, der südlichste Staat Mexikos auf unserem Reiseplan. Der Staat ist ebenso der Ärmste des Landes und war oft Schauplatz von Unruhen. Insbesondere eine Straße durch die Bergregion ist auch heute oft nicht ganz unproblematisch. Meistens passiert nichts Ernstes, aber häufig gibt es Straßenblockaden mit Nagelbrettern. Wer den Wegzoll nicht zahlt, der fährt auch nicht weiter. Wir wollten die Region nicht von vornherein abschreiben, sondern uns einen eigenen Eindruck machen. So haben wir uns vor der Abfahrt bei der Polizei über die aktuelle Lage informiert und uns aufgemacht, nachdem sie an diesem Tag noch nichts Negatives gehört hatten. Die einzigen “Blockaden” waren dann auch nur Bananenverkäufer, die ihr vor dem Auto gespanntes Schnürchen aber gleich wieder wegnehmen, wenn man keinen Bananenbedarf hat 🙂
Und der Weg hat sich sehr gelohnt und uns mit schönen Wasserfällen belohnt. Am Ende der Straße haben wir einen schönen Stellplatz im Dschungel gefunden, an dem wir zum Heulen der nahen Brüllaffen eingeschlafen sind.






Das kulturelle Highlight des mexikanischen Festlands ist sicher in den vielen Maya-Stätten zu sehen. Besser als Monte Albán hat uns Palenque gefallen. Fantastisch war die Stimmung zwischen den Ruinen während der Morgennebel im umgebenden Dschungel hing und Papageien über das Gelände streiften.






Ps: Man darf über Maya-Stätten nicht mit der Drohne fliegen. Tut man es doch, findet sich jemand, der bestochen werden will.