Wir haben uns entschieden, vor der Winterpause noch nach Belize zu fahren, da der zweite Teil sonst zu vollgepackt wäre. Belize ist außerdem winzig, nämlich nur ungefähr 1/15 von Deutschland, sodass wir das jetzt noch ganz gut entdecken konnten.
Von der Baja sind wir mit einer Fähre über Nacht aufs Festland übergesetzt. Man kann sich nicht vorstellen, wie viele LKW die Mexikaner auf eine Fähre quetschen! Die Nacht war aber deutlich angenehmer als gedacht. Da die Besatzung wusste, dass wir in unserem Auto schlafen wollen, haben sie uns oben aufs Deck geladen, und so konnten wir zumindest ein klitzekleines bisschen Wind einfangen.
Langsam konnten wir die Warnungen der besorgten Amerikaner vor unserer Reise nach Mexiko nicht mehr hören. Die meisten der Warnenden waren noch nie in Mexiko, haben uns zur Sicherheit aber in ihre Gebete eingeschlossen. Wir haben uns dann irgendwann also von San Diego losgerissen und uns darauf gefreut, mit gegenteiligen Erfahrungen diese Vorurteile (hoffentlich) als solche entlarven zu können.
Von der kalten Atlantikküste in Nova Scotia, über die Weiten Manitobas und Sasketchewans, durch die atemberaubenden Rockies bis zum noch kälteren Polarmeer und dann durch den faszinierenden Westen der USA…
In den USA sind nur 15 % der Bevölkerung vollends von Darwins Theorie überzeugt, 45 % (!) der Amerikaner glauben fest an die biblische Schöpfungsgeschichte. Wohl der hartgesottene Kern dieser 45 % wohnt in Utah, dem sehr religiösen und konservativen Mormonenstaat. Die Religion hat das gesellschaftliche Leben hier so stark geprägt, dass Alkohol in Restaurants nur zusammen mit Essen serviert werden darf und in regulären Supermärkten der Alkoholgehalt im Bier reduziert ist.
Früher als gedacht sind wir in San Francisco gelandet, da wir tatsächlich nachts das erste mal von einem Stellplatz gestaubt wurden. In Kalifornien sehen die Polizisten das mit dem Freistehen nicht mehr so locker, sodass wir die nächste Tagesetappe noch in die Nacht gepackt haben, um zu einem besseren Stellplatz in Sausalito bei San Francisco zu fahren.
Da wir in Vancouver ja schon waren haben wir uns entschieden, mit der Fähre von Vancouver Island gleich auf die olympische Halbinsel in Washington überzusetzen. Hier hält sich der Nebel wohl oft tagelang so hartnäckig, dass der Reiseführer dringend zu einem Plan B rät. Wir hatten aber Glück und das Wetter war sehr gut. Die Halbinsel kam uns vor wie das amerikanische Pendant zu Vancouver Island, hat jedoch mehr Berg und auch mehr Strand. Die Strände, voller Treibholz, mit vorgelagerten Steinen und etwas düsterem Nebel, sind kilometerlang, sodass sogar mehrtägige Wanderungen dort entlangführen. Nur wenn die Brandung zu nah ist führt der Weg steil mit Seilen gesichert in den dichten Regenwald.
British Columbia begann für uns so wie Alaska geendet hat: Mit einem Gletscher. Der Salmongletscher liegt recht versteckt im Norden BCs,hinter einer kleinen Alaska Exklave, doch wenn man es die schier nicht enden wollende Gravelroad mal hoch geschafft hat, dann liegt er einem zu Füßen. Am nächsten Morgen haben wir den in der Gegend bekannten „Bear Man“ kennengelernt. Oben am Viewpoint des Gletschers verbringt er seit über 30 Jahren den Sommer. Von der Landschaft besessen lebt er dort mehrere Monate in seinem Kombi (!) und verkauft selbstgeschriebene Bärenbücher, Postkarten mit selbstgeschossenen Bärenfotos und selbstgedrehte Bärendvds. Wir sind jetzt stolze Besitzer von 3 Bärenpostkarten.
Dass man die Grenze zwischen Kanada und Alaska überquert hat, merkt man am einfachsten daran, dass nahezu jedes Straßenschild durchlöchert ist. Ein Nationalsport scheint hier wohl das Straßenschildzielscheibenschießen zu sein.
Alaska ist landschaftlich wundervoll und wahnsinnig abwechslungsreich. Dabei ist die faszinierende Landschaft anders als in Banff und Co. nicht für den Volkswandertag aufbereitet, sondern liegt neben der Straße als wäre es das Normalste der Welt. Man fährt stundenlang vorbei an glasklaren Seen, schroffen Felsen und Gletschern und kommt aus dem Staunen nicht heraus. Wir hatten wundervolle Stellplätze hoch über spiegelnden Seen und mitten in Flussdeltas.
Im Yukon kam dann der erwartete Ausgleich voller Natur und Einsamkeit. Der gesamte Yukon hat nur ca. 37.500 Einwohner auf einer Fläche größer als ganz Deutschland. Während in Deutschland 232 Einwohner auf einen Quadratkilometer kommen, kommt im Yukon ein einzelner Einwohner auf 13 Quadratkilometer.
Während wir durch den Yukon gefahren sind haben wir also kaum Autos gesehen, dafür unendlich viele Tiere. An alleine 2 Tagen haben wir knapp 20 Bären und viele Bisons gesehen. Die Bisons sind so voluminös und träge, dass an den Stellen, die sie auserwählt haben kein Gras mehr wächst, sondern ein Erdfleck in Ausmaßen des dazugehörigen Bisons zurückbleibt.