Baja California

Langsam konnten wir die Warnungen der besorgten Amerikaner vor unserer Reise nach Mexiko nicht mehr hören. Die meisten der Warnenden waren noch nie in Mexiko, haben uns zur Sicherheit aber in ihre Gebete eingeschlossen. Wir haben uns dann irgendwann also von San Diego losgerissen und uns darauf gefreut, mit gegenteiligen Erfahrungen diese Vorurteile (hoffentlich) als solche entlarven zu können. 

Da manche Grenzübergänge schwere Pick Ups nicht ins Land lassen, weil sie die Zahl der zulässigen Gesamtmasse falsch interpretieren, begann unsere Vorbereitung des Grenzübertritts also damit, den Sticker auf der Beifahrertür, der die zulässige Gesamtmasse auflistet, abzupopeln. Den Fahrzeugschein haben wir an den Stellen, die uns nützlich waren auf Spanisch übersetzt, die zulässige Gesamtmasse ist im deutschen Kauderwelsch zurückgeblieben. Und so hat es dann auch geklappt, dass wir als Wohnmobil eingeordnet wurden und unser Hunting Joe für 10 Jahre, also auch während wir im Winter in Deutschland sein werden, in Mexiko bleiben darf. 

Wenn man die Halbinsel Baja California mit 3 Begriffen beschreiben muss, dann sind es: Wüste, Kaktus, Meer. Während die Ostküste am Golf von Kalifornien mit kristallklarem, türkisen Wasser aufwartet, bringt der Pazifik weithin bekannte Wellen an die Westküste. So haben wir einige Tage beim Schnorcheln bzw. Surfen und lustige Abende mit unseren neuen Freunden Deborah, Paolo, Nathalie und Thomas am Strand verbracht. Zwar ist die Baja sehr dünn besiedelt, aber sie hat einige sehr nette Örtchen. Einer davon ist Loreto, der in der Hauptsaison (wenn man vor Hitze – anders als im September – nicht zerfließt) wohl mit Kreuzfahrtouristen geflutet, in der Nebensaison dafür aber sehr schön ist. Wir waren hier am Wochenende des mexikanischen Unabhängigkeitstages und haben damit die Einstimmung in die mexikanische Kultur bekommen, wie man sie sich wünscht. Die Einheimischen haben auf der Plaza ein großes Fest geschmissen mit bunt gekleideten Tänzerinnen, Mariachi-Bands und Essensständen voller lokaler Köstlichkeiten. 

Neben Tacos, Tequila und Piñatas gehören zu Mexiko aber ebenso Hurrikans. Und so kam es, dass wir gerade an der Pazifikküste angekommen sind als wir hörten, dass ein Hurrikane am folgenden Tag eben diese Küste erreichen sollte. Die Einheimischen sind so hurrikaneerfahren, dass diese Ankündigung sie in keinster Weise aus dem Konzept gebracht hätte. Vor einigen Jahren hat ein Hurrikane der Stärke 5 viel zerstört, sodass unsere Bedenken vor dem anstehenden Sturm der Stufe 1 sie zum Schmunzeln brachte. So ging jeder weiter seinem Alltag nach: Warum auch was aufräumen und sichern, am Ende fliegt das Zeug eh irgendwo rum! Sie haben uns dann auch davon überzeugt, nicht an die andere Küste zu fahren, da man nie wüsste, wie der Verlauf des Sturms tatsächlich ist und der Platz an dem wir bereits standen zudem recht sicher schien. Und tatsächlich haben sie Recht behalten und wir hatten Glück, nicht an die vermeintlich sicherere Küste gefahren zu sein, da der Hurrikan gedreht hat und wir nur ein paar Regentropfen abbekommen haben, während die andere Seite deutlich härter getroffen wurde. 

Für uns war die Baja eine Art Mexiko Light. Durch die dünne Besiedlung ist es ganz anders als das wuselige Festland, aber ebenso sehr schön! Wir haben uns an einige Regeln gehalten (nachts nicht nackt durch Tijuana laufen, nicht nachts fahren, nicht völlig alleine in der Natur schlafen,…) und hatten überhaupt keine Sicherheitsprobleme. Jeden Tag kommt man mindestens durch eine Militärkontrolle, aber spätestens wenn die Beamten hören, dass man Spanisch kann, sind sie eigentlich alle sehr freundlich. Während wir in den USA vor dem nächsten Schritt, eben der Baja, gewarnt wurden, wird man hier zum Teil vor dem Festland gewarnt. Erneut freuen wir uns also auf das bunte Treiben beim nächsten Abschnitt und hoffen, auch insofern die Vorurteile vieler widerlegen zu können.

Ps: Vermutlich sollte man auch in Berlin nachts nicht nackt durch die Straßen laufen. 

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